Zur Story: Zwölf außerirdische Raumschiffe landen auf verschiedenen Flecken des Globus, eines davon auf einer Wiese in Montana. Da kein Funkkontakt möglich ist, zieht das US-Militär eine persönlichere Kommunkationsform vor: Die Linguistin Louise Banks soll mit einem Team aus Wissenschaftlern und Soldaten das muschelförmige Schiff betreten und eine Form der Verständigung entwickeln. An Bord treffen sie auf zwei krakenähnliche Wesen, genannt Heptapoden, die ihrerseits an Verständigung interessiert sind. Die Sprache der Außerirdischen stellt das Team jedoch vor große Probleme, denn statt verbaler Kommunikation zeichnen die Wesen seltsame, kreisförmige Graphen in die Luft. Schließlich gelingt nach harter Arbeit eine rudimentäre Form des Austauschs, die jedoch sehr viel Interpretationsspielraum lässt. Als eine Botschaft der Aliens scheinbar auf eine bevorstehende Konfrontation hindeutet, zieht das Militär die Reißleine und bereitet sich auf das Schlimmste vor. In China und Russland ist man bereits einen Schritt weiter und mobilisiert seine Streitkräfte für einen Erstschlag. Ein chinesischer General fordert alle Nationen zum kombinierten Angriff auf und stellt ein Ultimatum. Banks und ihr Kollege Donnelly befürchten ein katastrophales Missverständnis. Gleichzeitig häufen sich bei Banks merkwürdige Visionen, die sich als Schlüssel zur Lösung des Problems erweisen könnten ...
Da im Film Außerirdische auftauchen, muss man ihn wohl ins SciFi-Genre einordnen, obwohl das dem zutiefst menschlichen Drama von "Arrival" nicht ganz gerecht wird. Andererseits hat schon lange kein Film mehr Science und Fiction so klug miteinander verknüpft. Nein - und so viel darf man verraten - Krieg, Action und das leider viel zu übliche Invasions-Geballer gibt es in "Arrival" nicht zu sehen. Stattdessen sehen wir Wissenschaftler bei der durchaus glaubwürdigen Arbeit im Falle eines Erstkontakts: Kommunikation herstellen, wo sie unmöglich erscheint. Schnell stellt sich dabei die Beschränktheit der eigenen Sprache heraus, denn schon sie birgt Missdeutungen und Ungenauigkeiten und ermöglicht meist nur im Rahmen von Kontext, sozialer Interaktion sowie Konkretisierung eine halbwegs reibungslose Verständigung. Dieses Problem multipliziert sich angesichts der völligen Fremdartigkeit der außerirdischen Zeichen. Man fiebert mit, wenn die Linguistin die Militärs von vorschnellen Sch(l)üssen abhalten muss. Ein falsches Wort könnte einen globalen Krieg auslösen, zumal man noch nicht einmal weiß, wie ein bestimmtes Wort überhaupt gemeint ist. Erschwerend kommt hinzu, dass die vernetzten Wissenschaftler aller Kontinente zwar zusammenarbeiten, allen aber ihre eigenen Regierungen im Nacken sitzen, die im Zweifelsfall die Kooperation sofort beenden und nur an das Wohl ihrer Nation denken. Die fehlende Einigkeit der Menschheit dürfte im Fall eines Erstkontakts mit Außerirdischen tatsächlich ein ernstes Problem werden. Wählt ein Land den Alleingang, könnte die ganze Erde die Folgen tragen müssen. Hier hat "Arrival" die Glaubwürdigkeit auf seiner Seite.
Auch handwerklich macht "Arrival" sehr viel richtig: Regisseur Denis Villeneuve zeigt angenehm ruhige, elegant durchkomponierte Bilder und Einstellungen, hat ein Händchen für subtile Musik und weiß seine CGI effektiv einzusetzen, ohne aufdringlich zu sein. Dass der Film einige linguistische Problemstellungen und Modelle adaptiert, ohne das Publikum zu überfordern oder zu langweilen, muss man ihm hoch anrechnen. Emmerichs letzter "Independence Day - Wiederkehr" erscheint dagegen wie der dumme Bruder von "Arrival". Als Vergleich böte sich hier allenfalls "Der Tag, an dem die Erde still stand" an, denn auch dort konfrontierte die Landung der Fremden die Menschheit vor allem mit ihren eigenen Problemen. Natürlich endet "Arrival" sehr offen, lässt viele Fragen unbeantwortet, und verzichtet konsequent auf ein klassisches Happy End - doch das erweist sich im Nachhinein als Glücksgriff. Der Film regt zum Nachdenken an und lässt Zweifel daran aufkommen, ob die derzeitige Menschheit überhaupt für den Kontakt mit Außerirdischen bereit ist.
Für ein paar Kritkpunkte muss ich ein wenig konkreter werden und ins Details gehen. Daher wird der Text an dieser Stelle verborgen:
Doch das ist Kritik auf vergleichsweise hohem Niveau. Selbst das etwas theatralische Ende wird niemals zu kitschig, obwohl die Gefahr sicher groß war. Ein wenig zu mystisch und konstruiert ist es dabei natürlich schon. "Arrival" ist seit längerer Zeit mal wieder ein wirklich intelligenter SciFi-Film, der einen mit Nachdenklichkeit, etwas Melancholie sowie einem Funken Hoffnung zurücklässt. Es wäre schade, wenn der Film zwischen "Independence Day" und "Rogue One" in Vergessenheit geraten würde. Wer Action erwartet, liegt hier falsch. Es geht erstaunlich ruhig und gemächlich zu, ohne langweilig zu werden. Gegenüber der heutzutage häufig zu sehenden Hektik mit ihrem unübersichtlichen Schnitt und den überfrachteten Bildern ist "Arrival" eine positive Ausnahme. Dazu kommen gute Darsteller, keine dümmlichen oder pseudowissenschaftlichen Dialoge sowie sehr viel Atmosphäre. Schon lange gab es keine derart fremden "Aliens" mehr auf der Leinwand zu sehen. Hier wird einem übrigens klar, wie einfallslos und konservativ Star Trek seit Jahren unterwegs ist. Haushohe Tentakelwesen dürfen auch heute noch durchaus als etwas Neuartiges gelten.
Empfehlenswert!
Filmempfehlung: "Arrival"
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Filmempfehlung: "Arrival"
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Re: Filmempfehlung: "Arrival"
Das klingt richtig interessant, werde den mal ausleihen. Danke für die Empfehlung.
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Re: Filmempfehlung: "Arrival"
Gerne! Wenn du die Neuauflage von "Der Tag, an dem die Erde still stand" nur halbwegs gemocht hast, kannst du mit "Arrival" eigentlich nichts falsch machen.Luke hat geschrieben:Das klingt richtig interessant, werde den mal ausleihen. Danke für die Empfehlung.
Den Trailer hätte ich beinnahe vergessen:
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Re: Filmempfehlung: "Arrival"
Wobei ich hier das Original von 1951 dem Remake mit Keanu Reeves aber jederzeit vorziehen würde.Arrow hat geschrieben:Gerne! Wenn du die Neuauflage von "Der Tag, an dem die Erde still stand" nur halbwegs gemocht hast, kannst du mit "Arrival" eigentlich nichts falsch machen.
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Re: Filmempfehlung: "Arrival"
Das stimmt. Ich wollte aber einen aktuelleren Titel mit ähnlicher Thematik nennen. Alternativ böten sich da noch "2001 - Odyssee im Weltraum" sowie "2010- Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen", an. Der mystische Ton ist recht ähnlich ...Death Angel hat geschrieben:Wobei ich hier das Original von 1951 dem Remake mit Keanu Reeves aber jederzeit vorziehen würde.
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Re: Filmempfehlung: "Arrival"
Wir haben den Film vor ein paar Wochen ausgeliehen. Erfrischend anders, vieles ist richtig klug gemacht, leider sind aber auch einige Dinge weniger gelungen.
Es gibt viele unbeantwortete Fragen.
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Re: Filmempfehlung: "Arrival"
Richtig, aber das muss nicht unbedingt ein Nachteil sein. Im Falle von "Arrival" tut es dem Film sogar ganz gut.Luke hat geschrieben:Es gibt viele unbeantwortete Fragen.
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