Nachdem mit Alien: Isolation Ende 2014 das lange ersehnte gute Spiel im Alien-Universum erschienen ist, steht das gleiche auf der Leinwand noch aus, und das genau genommen schon seit ziemlich langer Zeit. An Alien 3 (1992) hatte sich Regisseur David Fincher ziemlich verhoben, und Alien Resurrection (1997) war als ganz nette Groteske, in ferner Zukunft angesiedelt, fast schon so etwas wie ein Abgesang auf die Reihe. Tja, und dann war da noch dieser völlig überhypte Film (Ridley Scott!!) von 2012 ... wie hieß das Ding noch mal? Odysseus?
Spaß beiseite, jetzt wird gemeckert: Spätestens seit diesem Film gilt fürs Kino folgende Regel: Mit der Rückkehr eines Ridley Scott zu einer großen Serie kommt nicht zwangsläufig Gutes, aber wo ein James Cameron einmal das Schiff verlassen hat, folgt nur noch Schlechtes ... "Prometheus" war eine einzige Enttäuschung und hat gezeigt, was dabei herauskommt, wenn ein Regisseur plötzlich keine Lust mehr auf seine einstmals ins Leben gerufene Welt hat und sich stattdessen das fertige Alien-Prequel-Drehbuch von einem Schmierfinken wie Damon Lindelof (ST: Into Darkness) komplett umschreiben lässt. Was dann kam, war eine dröge Kreationisten-Story voll hölzerner Pappfiguren, sinnloser Horroreinlagen, peinlicher Badekappen-Außerirdischer sowie einer Suche nach dem Schöpfer. Am Ende flog die überlebende Forscherin in die unendlichen Weiten davon, und irgendwie war man froh, dass der Spuk vorbei war. Eine Fortsetzung dieses einen Handlungsstrangs schien ja eher unwahrscheinlich zu sein. ("Fliegt ein Mensch mit Biowaffen zu den Konstrukteuren dieser Waffen" - Bumm!") Man konnte dem Film an jeder Ecke ansehen, wo das ursprüngliche Konzept eilig umgeschrieben worden war, um bloß nicht als richtiger Alien-Film gedeutet zu werden. Völlig verzichten wollte man auf so manche Anleihen und Designs aus der klassischen Reihe dann aber auch wieder nicht -, und sei es nur, um die Fans mit einem entsprechenden Trailer in die Kinos zu locken. Ganz zum Schluß durfte noch eine Art Pseudoalien schlüpfen, um den enttäuschten Fans klar zu machen, dass das alles doch irgendwie mit allem zusammenhängen sollte. Trotzdem wirkte es schlicht konstruiert, wie lästiger Ballast, den Scott am Ende noch schnell eingefügt hatte, damit sich die Fans eine Art Prequel zurechterklären durften - klassischer Fanservice. Kritiker lobten das Machwerk international häufig über den Klee, scheinen den Film im Nachhinein aber doch nicht mehr so toll zu finden, wie man Jahre später erstaunt liest. Über mehr als "Durchschnittlich" kommt das Urteil meistens nicht hinaus. Der Megaerfolg ist ohnehin ausgeblieben, und so wurde es einige Jahre recht still um einen Nachfolger. Ich bin heute noch der festen Ansicht, dass Ridley Scott den Titel "Alien" in letzter Minute entfernt hat, weil er selbst nicht mehr davon überzeugt war, dass "Prometheus" ihn verdient hat. Er wollte damals mit dem Film sowieso ganz woanders hin und hat sich wohl geschickt alle Optionen offen gehalten. Um die Sache etwas abzukürzen: "Prometheus" verhält sich in meinen Augen zur Alien-Reihe (ja, inklusive Teil 3) wie Roberts' Wing Commander-Verfilmung zum Spiel. Natürlich gab's auch Lichtblicke, also in Prometheus - nicht in "Film Commander": Michael Fassbender hat noch das beste Bild abgegeben, auch wenn seine Androidenrolle ihn freilich einschränkte; er war trotz allem (oder gar deswegen) noch die interessanteste Figur.
Jetzt also "Alien: Covenant". Covenant steht für das gleichnamige Schiff, Alien steht hoffentlich für die Rückbesinnung auf eine Reihe, in der Hans-Rüdi Gigers Schöpfungen mehr als nur Gimmick oder Fanservice (Alien vs Predator) waren. Ich hatte erst gehofft, Scott würde mit seinem neuen Film "Prometheus" links liegenlassen und endgültig zum Betriebsunfall erklären. Anscheinend versteht sich der Film jedoch tatsächlich als Fortsetzung der Badekappenträger-Story, wobei noch nicht klar ist, inwiefern. Der Trailer wirkt bereits recht vielversprechend, obwohl das wie immer auch täuschen kann. Wieder einmal landet eine Crew auf einem Planeten und wieder einmal gibt es natürlich eine Infektion. Angeblich soll es sich um den Planeten handeln, zu dem Shaw und David (bzw. sein Kopf) am Ende von "Prometheus" aufgebrochen sind. Seitdem sind angeblich zehn Jahre vergangen. Ziel der Mission ist laut Trailer dieses Mal die Kolonisierung, auch wenn die Besatzung dafür ein wenig zu klein erscheint. Die restlichen Bilder wirken vertraut: Ein unberührter Planet, ein scheinbar verlassenes Raumschiffwrack, glitschige Eier, Facehugger und schließlich die Xenomorphe. Die sehen fast so aus, wie man sie in Erinnerung hat, wenn auch im Detail wieder etwas abgewandelt -, das galt aber für bislang alle Alien-Filme. Mittendrin befindet sich natürlich wieder ein Androide/Synthet, der natürlich erneut von Michael Fassbender gemimt wird. Ridley Scott scheint Fassbenders Gesicht endgültig zu einem (Werbe-)Symbol des Franchise auszubauen: Wieder gibt es virale Marketingvideos, in denen Fassbender als das neueste Modell einer synthetischen Person (Walter) von Wayland-Yutani posiert. Dass diesmal Hersteller AMD mit an Bord ist, um damit gleichzeitig für seine neuen CPUs zu werben, könnte noch für einige hämische Witze sorgen, sollten die Dinger - oder Walter - nicht halten, was sie versprechen. Jedenfalls ist damit die Brücke zu "Prometheus" geschlagen, ob's einem passt oder nicht. Wird man auch die ursprünglich angedachte Brücke zum ersten "Alien" schlagen? Man hat es zumindest vor, obwohl nicht klar ist, auf wie viele Filme diese Vorgeschichte angelegt ist. Auf "Prometheus" sollten einmal zwei Fortsetzungen folgen, inzwischen spricht Scott bisweilen von drei. Undenkbar wäre das nicht, denn immerhin ist der Titel (Alien) wieder im Spiel, was andeutet, dass die Reise jetzt endgültig zu einem vollwertigen Prequel geht, was bei "Prometheus" eher noch ungeliebtes Beiwerk war. Es müsste/könnte jedenfalls noch einiges erzählt und gezeigt werden, bis die Überleitung zur Nostromo halbwegs glauhaft erscheint. Immerhin gibt's außer Fassbender fast nur Gesichter aus der 3. oder 4. Darstellerriege; so hat's 1978 auch mal angefangen. EIn "R-Rating" in den USA dürfte bei uns vermutlich zu eine Freigabe ab 16 Jahren führen. Es scheint zumindest etwas härter zur Sache zu gehen ...
Ich hoffe inständig auf einen gut gemachten, einigermaßen durchdachten Film, der der Alien-Reihe würdig ist und sich nicht wieder in quasireligiöser Mystik, sinnloser Action oder B-Movie-Horror verliert. Für visuelle Pracht dürfte dank neuseeländischer Drehorte und jeder Menge Alien-Artdesign ohnehin gesorgt sein. Nach Alien Isolation ein guter Alien-Film - das wäre doch mal was! Ridley Scott bekommt noch eine Chance, und wenn er die vergeigt, seh ich schwarz für die Fortsetzung von "Blade Runner". Bitte mehr "Alien" und weniger "Prometheus", mehr intelligente Rückbesinnung statt "neuer Ausrichtung", mehr Giger statt Genetik, mehr archaischer Grusel-Horror statt Zombifizierung, mehr Aliens in der Duschkabine statt Badekappen-Aliens!