T.16000 kurz zusammengefasst: Die beworbene Präzision darf wörtlich genommen werden. Das Zusammenspiel mit WCS ist vollständig. Es gibt auch Schatten.
Pfusch am Bau
1. Die Ruder-Funktion (RZ Achse) hatte bei mir üble Kratz-Geräusche erzeugt.
2. Ein paar der Tasten an der Basis liessen sich nur auf bestimmte Weise drücken, sonst hakten die.
3. Nach nur 2 Std. fing der Stick an zu quietschen, extrem unangenehm!
Alle diese Probleme konnte ich lokalisieren und beheben, habe dafür aber auch 3 Std. gebraucht. Jetzt funktioniert der Stick wie er soll, aber so etwas darf bei einem neuen Stick einfach nicht sein. Mir persönlich ist das "fast" egal, ich bin es früher eh gewöhnt gewesen, einen neuen Stick als erstes kurz zu prüfen und als zweites dann gleich mal aufzuschrauben um die Macken abzustellen. Mit Ausnahme der MS Sidewinder Precision Sticks, da waren solche Massnahmen nie notwendig.
Punkt 1 war Schlamperei, dem Arbeiter der den Stick zusammengebaut hat, hätte ich gerne ein paar deutliche Worte an den Kopf geworfen oder gleich den ganzen Joystick. Punkt 2 und 3 hätte seitens Thrustmaster "teilweise" vermieden werden können, wäre der Stick gleich vernünftig und an allen notwendigen Stellen hochwertig geschmiert worden. Aber das kostet ja ein paar Cent mehr. Die vorhandene Schmierung war jedenfalls dünnflüssiger Schrott und hatte nur Alibi-Funktion, Pfusch! Warum ich das überhaupt gemacht und ihn nicht gleich zurückgeschickt habe? Weil der T.16000 grundsätzlich ein klasse Stick ist. Wenn die Grundlage stimmt, kann man auch mal an ein paar Details selbst schrauben. Und nach meiner Erfahrung hat absolut jeder Stick, egal wie teuer, seine Macken.
Präzision, Auflösung, Deadzone
Der Stick ansonsten ist klasse und hat auf der X- und Y-Achse eine Auflösung von 16384, ein Riesenunterschied zu den 256 bei Poti-Sticks. Natürlich hängt es dann auch vom jeweiligen Spiel ab, ob es mit solchen Werten umgehen kann. Die RZ-Achse (Ruder) - realisiert über Standard Poti - hat eine Standard Auflösung von 256 genauso die Z-Achse (Schub) - realisiert über Schiebepoti - und das reicht auch völlig.
Deadzone ist praktisch nicht vorhanden und so kann man diese im jeweiligen Spiel auch komplett deaktivieren. Lässt man den Stick los, wird auf X- und Y-Achse absolut präzise wieder die Mittelstellung (8191 zu 8191) erreicht. Klasse! Allerdings muss man sich an diese Feinfühligkeit bei deaktivierter Deadzone auch erstmal gewöhnen, weil der Flieger auf die leichteste Andeutung von Bewegung aus der Mittelstellung heraus reagiert.
Auch muss dann der Pilot selbst deutlich feinfühliger steuern weil der T.16000 eine Präzision offenbart, die jeden Standard-Joystick wie einen grobmotorischen Kuhschwanz aussehen lässt. Wenn man das aber mal gewöhnt ist, was übrigens eine ganze Weile braucht, dann erreicht man einen neuen Level an Zielsicherheit.
Verarbeitung, Qualität
Was die grundsätzliche Verarbeitung angeht: Der Stick macht einen robusten Eindruck und hat auch eine gute Ergonomie. Der Griff ist allerdings etwas dicker als der vom Sidewinder und daran muss ich mich mit meinen relativ kleinen Händen erst noch gewöhnen. Der Coolie-Hat sieht billig und simpel aus, lässt sich aber perfekt bedienen mit gutem Feedback. Der Coolie-Hat ist deutlich besser als bei meinem Sidewinder. Eine kleine Gummierung auf dem Kopf wäre noch eine sinnvolle Verbesserung, mal sehen wie sich das ohne Gummierung im Sommer darstellt.
Gummiert ist ansonsten aber die Auflage für die Hand-Innenfläche sowie die Daumen-Auflage, sehr schön. Der Stick ist schwerer als meine Sidwinder, im inneren gibt es an 3 Stellen Gewichte im Boden. Das Gewicht reicht aus, um den Stick auch ohne Festhalten der Basis steuern zu können, wenn man sich nicht gerade im Dogfight mit einem aufdringlichen Kilrathi befindet der unbedingt hinten die Plakete lesen will, wann die Hellcat die letzte Inspektion hatte. Am Boden des T.16000 hat TM mit Gummi-Pads nicht gespart, gleich 8 Pads halten den Stick sicher an Ort und Stelle.
Der Trigger hat einen Leerweg von etwa 3mm, dann erst löst er auf den letzten halben Millimeter aus. Muss man sich evtl. daran gewöhnen. Mir gefällt dieses Detail sehr gut, weil so der Abzugs-Finger deutlich entspannter bleiben kann. Die anderen 3 Knöpfe sind gut platziert, die beiden äusseren fühlen sich zwar etwas schwammig an, reagieren aber gut. Die Tasten an der Basis ist dagegen einer der Haupt-Kritikpunkte am T.16000. Diese sehen zwar cool aus, aber mit etwas Abstand zwischen den Knöpfen wären diese viel einfacher blind zu bedienen und ergonomisch viel angenehmer. Die Tasten selbst sind teilweise hakelig, eine nachträgliche Schmierung wirkt hier Wunder wie bereits geschrieben. Alle Knöpfe, mit Ausnahme des Triggers und des Coolie-Hats, sind übrigens simple Silikonschaltmatten-Ausführungen, man kennt das von den heimischen Fernbedienungen. Das ist zwar deutlich besser als poplige Folientaster wie z.B. bei einem Handy, aber auch deutlich schlechter als Mikro-Taster. Wie es da mit der Haltbarkeit aussieht, wird sich zeigen müssen.
Der Schubregler ist... naja es ist ein Schubregler. Anders ausgedrückt: er erfüllt seine Aufgabe, aber begeistert bin ich nicht. Damit beziehe ich mich nicht unbedingt auf das kleine Futzelteil im vergleich zu einem HOTAS-System, das stört mich nicht, sondern wie sich dieser bewegt. Man muss ihn - sinnvollerweise mit dem Daumen - recht sanft anpacken wenn man dosiert Schub geben oder wegnehmen will. Was er gar nicht mag: wenn man zuviel Druck ausübt, dann hakt er. Wenn man ihn dagegen mit zwei Fingern anpackt ohne Druck auszuüben, dann lässt sich der Regler sehr sanft bewegen.
Sonstige Ausstattung
Die LED-Festbeleuchtung bei Bewegung des Sticks ist ein reiner Marketing-Gag und ich werde diese abschaltbar machen. Hab mir auch schon angeschaut wo ich ansetzen muss, eine Sache von 10-15 Minuten. Bei Tageslicht stört diese eigentlich nicht, aber abends bei dezenter Raum-Beleuchtung ist diese derart grell, das sie schon regelrecht nervt. Auf meinem zweiten Monitor der in einem leichten Winkel zu meinem Haupt-Monitor steht, spiegelt sich ausserdem das LED-Licht und das obwohl der TFT ein mattes Panel hat. Nee, das geht gar nicht! Angenehmer Nebeneffekt: Der T.16000 kann auch als Taschen-Lampe für Notfälle herhalten.
Wie bereits im anderen Thread geschrieben, lässt sich der Stick komplett und ohne Kompromisse für Linkshänder umbauen. Es gibt überhaupt nur wenige Sticks für Linkshänder und noch weniger bei denen es dann keine Kompromisse gibt. Abgesehen von der zwangsläufig notwendigen symmetrischen Bauweise.
Das Kabel ist mit 1.85m gemessen vom Gehäuse bis zum Ende des USB-Steckers angenehm lang.
Kalibrieren, Software, Treiber
Kali....was? Spass beiseite, einen Joystick mit kontaktloser Bewegungs-Abtastung muss man grundsätzlich nicht kalibrieren. Das merkt man z.B. wenn man den Thrustmaster Treiber, der übrigens nicht zwingend benötigt wird, von der TM Seite nachträglich herunterlädt und installiert. Dabei wird auch die TM Systemsteuerung für den T.16000 installiert und diese hat aus gutem Grund gar keine Möglichkeit zu kalibrieren. Kurz gesagt: Wenn man in die Versuchung kommen sollte einen TM T.16000 oder MS Sidewinder Precision oder Saitek X52 kalibrieren zu wollen, dann ist der Joystick ganz einfach hinüber.
Wie schon angedeutet, braucht der Stick nicht zwingend einen eigenen Treiber, der Standard Windows-Treiber genügt völlig. Man "kann" den TM Treiber aber trotzdem installieren. Habe ich persönlich auch gemacht, denn dieser zeigt in der Joystick-Systemsteuerung im Karteireiter "Test Eingabe" sehr viel feinere Bewegungen beim Ruder und beim Schubregler. Sonst bietet der TM Treiber keinerlei Vorteile gegenüber dem Standard Windows-Treiber. Die volle Auflösung und Präzision ist auch mit dem Standard Treiber gewährleistet.
Direkt Software gibt es für den T.16000 nicht, man kann ihn also nicht so programmieren wie so manch andere Highend Joysticks von Thrustmaster. Man ist also auf die Unterstützung seitens des Spiels angewiesen. Es gibt da wohl die TM Software T.A.R.G.E.T, die neben Warthog und Cougar auch den T.16000 unterstützt. Was man damit aber anfangen kann weiss ich nicht, mir genügt es momentan völlig wenn ich die Tasten direkt im Spiel belegen kann.
WCS Unterstützung
Prinzipiell werden alle 16 Knöpfe erkannt, Schubregler funktioniert, Ruder funktioniert. Also vollständige Unterstützung seitens WCS. Auch wenn die Knöpfe auf der Seite der jeweiligen Joystick-Hand nicht wirklich komfortabel genutzt werden können. Aber das ist ja prinzipiell auch gar nicht so gedacht gewesen und nur als Bonus zu sehen. Trotzdem hab ich ein paar Funktionen darauf gelegt die nicht so wichtig sind und die ich in Situationen drücken kann, bei denen die Anwesenheit meiner Joystick-Hand am Griff nicht zwingend erforderlich ist. Finde ich in manchen Situationen angenehmer als zur Tastatur greifen zu müssen. Vor allem wenn man da Funktionen definiert, die auf der Tastatur über eine Tastenkombination ausgelöst werden müssen. Und von denen gibt es einige in WCS. In der Konfig konnte ich die Deadzone bei meinem Sidewinder von standardmässig Stufe 3 auf Stufe 2 herabsetzen. Beim T.16000 sogar auf die unterste Stufe 1, was vermutlich 0% bedeutet.
Fazit
Mein Ziel war es - und ist es leider immer noch - meine heiss geliebten MS Sidewinder Precision Sticks (1&2) zu ersetzen. Dieses Ziel wurde klar verfehlt. Keine Frage, die Präzision ist definitiv mit der des Sidewinder Precision 1&2 zu vergleichen, der Thrustmaster ist vielleicht noch einen Tick besser. Was die Auflösung angeht, so verweist der T.16000 den Sidewinder sogar ganz klar auf Platz 2. Aber das Gesamtkonzept stimmt einfach nicht. Gerade die lausigen Knöpfe an der Basis stehen im krassen Gegensatz zu der Präzision und Verarbeitung des Griffes selber, mal abgesehen von dem Patzer beim Ruder. Der T.16000 könnte DER Über-Stick in der Klasse der Nicht-HOTAS-Sticks schlechthin sein, wären ein paar Details besser durchdacht worden. Ich hoffe TM macht es beim T.16000 V2 besser. Die MS Sidewinder haben das deutlich bessere Gesamtkonzept und vor allem deutlich hochwertigere Technik bei den Tasten. Da muss der T.16000 mit gesenktem Kopf von dannen ziehen und TM kassiert zu Recht verbale Prügel seitens der Tester.
Übrigens gibt es bei Amazon z.Z. "noch" den MS Sidewinder Precision Force Feedback Version 1 in neu zu kaufen. Der ist zwar schon sehr alt, aber immer noch genial. Wer mit den Schwächen des T.16000 leben, evtl. die eine oder andere Macke selbst beheben kann und das Optimum an Präzision in dieser Preisklasse haben möchte, der kann (und sollte) zum T.16000 greifen.
Testberichte / Reviews
Thrustmaster T.16000M PC JoystickTestfreaks | The BlogTestfreaks | The Blog
HOTAS - Hands On Throttle and Stick - Thrustmaster T.16000M Test and Review
Thrustmaster T.16000M Joystick | bcchardware
Game Chronicles - Review
Thrustmaster T.16000M Joystick Review | Computer Hardware Reviews - ThinkComputers.org
Hardware Review: Thrustmaster T.16000M Joystick | bigdownload.com
Review: Thrustmaster T.16000M joystick | TechCrunch
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Weitere Infos zum Joystick
Thrustmaster T.16000 Produktseite
Thrustmaster T.16000 Pressemitteilung und ein paar grundlegende Infos zur Technik
1. Ergänzung (Januar 2015)
Aufgrund meines Erfahrungsberichts, haben sich im WingCenter mehrere Spieler diesen Joystick gekauft und mir berichtet, das sie die von mir kritisierten Mängel nicht nachvollziehen können. Ich habe also wirklich ein Montagsteil erwischt. Ergänzend dazu: Mein T.16000 ist seit März 2012 fleissig im Einsatz und erfreut sich nach wie vor bester Gesundheit.
2. Ergänzung (November 2017)
Ich habe mir im August 2017 extra für Elite Dangerous das Set "Thrustmaster T16000M FCS HOTAS" gekauft.
Details und weitere Bilder im Erfahrungsbericht zum TWCS und dem neuen T.16000.
Meinen "alten" T16000 habe ich jetzt komplett gereinigt und wieder frisch geschmiert ins Regal gestellt, als Ersatz. Der Stick funktioniert nach wie vor einwandfrei und hat noch keinerlei Defekte. Und das nach über 5 Jahren Dauereinsatz, ich denke das spricht für sich!
Zusätzliche Infos (Februar 2015)
Die nachfolgenden Infos wurden von verschiedenen eigenen Beiträgen im WingCenter zusammengezogen und etwas überarbeitet.